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"Ein Jahr Einzelzelle ist sehr hart"

17-jähriger Schweriner hat dank der Kompetenzberatung sein Leben wiedergefunden

Eine Jugend voller Drogen, Alkohol und Strafen - für den 17-jährigen Schweriner Thomas (Name geändert) schien das Leben aus dem Ruder zu laufen. Mit Hilfe der Berater der Schweriner Kompetenzagentur hat er es aber wieder geschafft, Anschluss an die Gesellschaft zu bekommen. Als Thomas 13 Jahre alt ist fängt alles an. Sein Stiefvater haut ab und die Mutter greift täglich zur Flasche. Sie schlägt Thomas. Sein Zuhause isl kein Zuhause mehr und mit den Kumpels rettet er sich im Drogenrausch über den Tag. Immer öfter geht er auf Parties, raucht Haschisch und trinkt viel Hochprozentiges. Um Rauschmittel zu bezahlen, ziehen er und seine Freunde los. sie brechen ein oder klauen Autos. Nicht immer bleiben sie unentdeckt. Die Polizei verhaftet Thomas mehrmals, aber da er noch nicht 14 Jahre alt ist, können sie ihn nur jedes Mal wieder daheim bei seinen Eltern abliefern.
"Meiner Mutter reichte es irgendwann. sie warf mich aus der Wohnung, in der ich mit ihr und meinen vier Geschwistern lebte" erzählt Thomas. Eine zwischenzeitliche Heimstätte findet er im Jugendhaus von Sozius am Obotritenring. Dann wird Thomas 14 Jahre alt. „Gleich zwei Monate danach hat mich ein Gericht für zwei Wochen wegen Körperverletzung in den Jugendarrest nach Wismar gesteckt." Das hat aber keinerlei erzieherische Wirkung - im Gegenteil: „Nach dem Arrest bin ich erst richtig in die Szene eingestiegen, warf Ectasy-Pillen ein und zog mir das Koks durch die Nase."
Thomas wird zweimal auf Bewährung verurteilt. Die erste Bewährung geht gut, während der zweiten wird er bei einem Einbruch erwischt, "Kurz darauf bekam ich einen Selbststellerbrief und hatte zwei Wochen um freiwillig zur Polizei zu gehen. Natürlich habe ich nicht reagiert."


Die Mutter kann nicht mehr und ruft die Polizei

Die Mutter ruft die Polizei. Thomas muss für sieben Monate in den Jugendvollzug nach Neustrelitz. Nach drei Monaten kommt es zu einer erneuten Gerichtsverhandlung und er kriegt nochmal fünf Monate mehr für verschiedene andere Delikte.
Ein Jahr in der Einzelzelle ist sehr hart. Außerdem kommt man im Gefängnis mit Mördern und richtigen Kriminellen zusammen. Die Zellentür ist von 7 bis 21 Uhr geöffnet, danach ist Schluss. Dann sitzt man allein in seinem Raum. Zum Glück habe ich später einen Fernseher bekommen." Thomas muss täglich in der Gefängnis-Tischlerei von 8 bis 16 Uhr arbeiten und bekommt dafür auch ein Zertifikat. Nach der Haftentlassung versucht das Jugendamt, ihn wieder zu integrieren: Er bekommt einen Schlafplatz im Jugendwohnheim vom Internationalen Bund und einen Arbeitsplatz in verschiedenen Jugendwerkstättenten. „Aber nach dem Knast war so eine Lehre. Ich hatte keinen Halt und keine Freunde." Nach einer Woche ist er wieder im Drogenalltag, „Ich hatte im Gefängnis viel Geld verdient und das habe ich dann in harte Drogen investiert." Das Aufstehen fällt ihm schwer und zur Arbeit kommt er verspätet oder gar nicht. Alles scheint schon wieder aus der Bahn zu laufen.
Seine Betreuerin schlägt als Ausweg die Kompetenzagentur in der Arsenalstraße vor, die sozial benachteiligten Jugendlichen die Rückkehr in ein geregeltes Leben ermöglichen will. In der Sozialarbeiterin aus der Agentur, Gonnie Comollok, findet Thomas genau die Frau, der er vertrauen kann und die vor allem eines tut: ihn nicht passend machen zu wollen, sondern das zu suchen, was auf ihn passt.
Auf Vorschlag von Connie Gomollok gehen sie gemeinsam in die Metall- und Tischlerwerkstatt des Alternativen Jugendwohnens. Thomas gefällt es. Seit Anfang Dezember arbeitet er dort in einem so genannten berufsvorbereitenden Jahr. „Meine Freundin macht mir richtig Druck und hilft beim Aufstehen. Ich nehme seit Arbeitsbeginn auch keine Drogen mehr und mit dem Werkstattleiter kann ich über alles reden. Die Arbeitskollegen sind auch okay, wir tauschen Erfahrungen aus. Viele von ihnen waren auch schon im Knast." Thomas ist froh, wieder in den Alltag zurückgefunden zu haben. Als nächstes will er seine Pflichtschuljahre mit einem Abschlusszeugnis beenden, dann eine Lehre beginnen und Tischler werden. Zurückblickend sagt Thomas: „Ich hatte eigentlich keine schlimme, sondern viel mehr eine peinliche Vergangenheit."
Carl Ziegner

 

 

 

 

 

 

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